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Der rettende Brunnen

Die Bezeichnung Berscheba geht zurück auf eine Erzählung aus dem alten Testament:

Abraham und seine Frau Sarah sind schon hochbetagt. Lange Jahre haben sie vergeblich auf Kinder gehofft, doch der gemeinsame Lebenswunsch ist nicht in Erfüllung gegangen. Die beiden leiden sehr darunter, so dass Sarah eines Tages ihren Mann Abraham zu Hagar, ihrer Magd schickt in der vagen Hoffnung, Hagar möge einen Nachkommen für Abraham zur Welt bringen. Das Erhoffte geschieht und Hagar gebärt einen Knaben: Ismael.

Einige Jahre später überbringt ein Engel die überwältigende Botschaft: Abrahams und Sarahs Sehnsucht nach einem gemeinsamen Kind soll erfüllt werden – Isaak erblickt das Licht der Welt. Doch für Sarah wird das Zusammenleben mit der Magd und Ismael unerträglich und sie bittet ihren Mann Abraham, die beiden fortzuschicken. Abraham tut, was Sarah fordert, und Hagar muss mit ihrem heranwachsenden Sohn die Zelte Abrahams verlassen.

Ohne Schutz, ohne Auskommen, ohne Perspektive, ohne Ziel und völlig alleingelassen zieht sie los – einzig mit einem Brot und einem Schlauch Wasser im Beutel. Soweit ihre Füße sie tragen, irrt sie mit ihrem Knaben durch die Wüste. Kraftlos und völlig verzweifelt legt Hagar Ismael schließlich unter einen Strauch. Sie beginnt vor Gott zu weinen und zu klagen.

Gott erhört sie, verspricht ihr Schutz, öffnet ihr die Augen und weist ihr und ihrem Sohn den Weg zu dem nahen Brunnen Berscheba (aus dem Hebräischen, Bedeutung: „Schwurbrunnen"). Gott verspricht nicht nur Wasser und Rettung für den Moment, sondern eröffnet neue Perspektiven für Hagar: "Ich will deinen Sohn zu einem großen Volk machen. Ich weiß um deine Zukunft."

 

Mit der Symbolkraft dieser überlieferten Geschichte fühlen wir uns in vielerlei Hinsicht verbunden, daher haben wir unsere Wohngemeinschaft auf den Namen Berscheba getauft.

Berscheba steht für einen Ort, an dem eine Frau – wehrlos und rechtlos gemacht unter anderem durch gesellschaftliche Unzulänglichkeiten – klagen und weinen darf. Sie vertraut sich schützenden Händen an und wird gehört. Sie wird bei ihrem Namen gerufen. Würde und Wert wird ihr zugesprochen. Sie gönnt sich eine Ruhepause und kann sich stärken. Neue Wegweiser helfen ihr zurück ins Leben. tuerschild oase

Sozialpädagogische Arbeit in Berscheba ist Beziehungsarbeit und benötigt ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen für die ankommenden, nicht selten hoffnungslosen Frauen. Jede von ihnen hat ihre ureigene Lebensgeschichte im Gepäck – meistens zutiefst verletzt an Körper und Seele. In der Wohngemeinschaft holen wir gemeinsam mit den Betroffenen Sehnsüchte, Stärken und Begabungen ans Tageslicht und errichten daraus neue individuelle Lösungswege.

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