Erfahrungsberichte
Jasmin, 26 Jahre, vorübergehendes Wohnen
Ich bin in Deutschland geboren und habe dann 15 Jahre im Ausland gelebt. Im letzten Jahr bin ich zurückgekommen. Ich wusste nicht wohin und habe mich an die Bahnhofsmission gewendet. Die haben für mich den Kontakt mit dem Haus Antonie Werr hergestellt. Ich bin zu einem Gespräch eingeladen worden und habe dann ein Zimmer mieten können.
Mir gefällt es gut hier. Ich habe viel Unterstützung bekommen. In der ersten Zeit waren mir die Sozialpädagoginnen behilflich, dass ich meinen Lebensunterhalt erst mal sichern konnte. Ich hätte das mit den Anträgen und Formalitäten beim Jobcenter nicht alleine geschafft. In den Einzelgesprächen habe ich mit der Sozialpädagogin zusammen überlegt, wie es beruflich weitergehen kann. Sie hat mich auch zu den Gesprächen mit der Arbeitsvermittlerin begleitet. So konnten wir alles nochmal nachbesprechen und ich konnte wirklich sicher eine Entscheidung treffen, was ich in Zukunft machen möchte. Jetzt bin ich schon auf einem guten Weg und denke, dass ich in Deutschland wieder Fuß fassen kann. Auch persönliche Probleme kann ich gut mit den Mitarbeiterinnen besprechen. Montagabend treffen sich immer alle Frauen, die auf der Etage zusammenwohnen. Die Sozialpädagoginnen überlegen sich ganz unterschiedliche Dinge, die wir gemeinsam besprechen oder tun. Mir macht das immer total viel Spaß und ich finde es schön, wenn einmal in der Woche alle zusammenkommen. Das verbindet uns, obwohl jede ihr eigenes Ding macht.
Elisabeth, 60 Jahre, vorübergehendes Wohnen
Für mich war das vorübergehende Wohnangebot wirklich die Chance für einen Neubeginn. Es war ein gutes Gefühl, dass sich jemand um mich gekümmert hat und mir bei Dingen, die mir schwergefallen sind, geholfen hat. Das kannte ich vorher nicht. Die Sozialpädagoginnen haben mich ernst genommen. Sie haben mir geglaubt, dass ich Probleme habe und plötzlich stand ICH im Mittelpunkt. Das war eine gute Erfahrung. Ich bin sehr dankbar, dass meine Psychiaterin, bei der ich damals in Behandlung war, mich hierher geschickt hat.
Das schwierigste war die Trennung von meiner Familie, das ist mir richtig schwergefallen. Obwohl ich gewusst habe, dass es der richtige Schritt war.
Das Zusammenleben mit noch sieben anderen Frauen auf der Etage ist nicht immer einfach. Es kommt aber auch ganz auf die Zusammensetzung an. Manchmal nervt es, wenn Mitbewohnerinnen sich über jede Kleinigkeit beschweren. Aber in der Regel klappt es ganz gut. Die Sozialpädagoginnen unterstützen ja auch da, wo es Schwierigkeiten gibt. Bisher hat sich eigentlich immer alles klären lassen.
Anna, 39 Jahre, vorübergehendes Wohnen
Also ich bin damals über die Arbeitsberaterin von der Agentur für Arbeit auf das Haus Antonie Werr aufmerksam geworden. Ich schilderte ihr meine Situation, nachdem sich mein Freund von mir getrennt hatte. Ich stand von jetzt auf nachher ohne Dach über dem Kopf auf der Straße und sollte mich eine Woche später einer großen Operation unterziehen. Ich hab im Haus Antonie Werr angerufen und sofort einen Beratungstermin ausmachen können. Da ein Zimmer frei war und sowohl die Sozialpädagogin als auch ich uns vorstellen konnten, dass ich dort wohne, zog ich zwei Tage später ein. Ich war total erleichtert und sehr froh, dass es so eine Einrichtung gibt.
Die wöchentlichen Einzelgespräche sind für mich sehr wichtig. Ich finde es gut, wenn jemand, der einen anderen Blickwinkel hat, mal auf meine Situation schaut. Daraus eröffnen sich manchmal ganz andere Möglichkeiten. Das ist sehr bereichernd. Außerdem lastet nicht alles so schwer auf meinen Schultern, wenn ich mich mitteilen kann. Mein Selbstwertgefühl ist echt schon viel stärker geworden, seit ich hier wohne.
Da ich ein kontaktfreudiger Mensch bin, fällt mir das Zusammenleben mit den anderen sieben Bewohnerinnen auf der Etage nicht schwer. Ich bin, nur weil ich hier wohne, in meiner Freiheit nicht eingeschränkt. Ich kann kommen und gehen, wann ich will. Jede Frau lebt selbstständig für sich. Schade ist, dass man keinen Besuch mit auf die Etage nehmen darf und immer, wenn man sich verabreden will, außer Haus gehen muss. Aber auf der anderen Seite verstehe ich das auch. Es gäbe ja dann viel zu wenig Rückzugsraum für die Bewohnerinnen.
Kathrin, 49 Jahre, wohnungslose Frau
Seit zwei Jahren komme ich regelmäßig alle ein bis zwei Monate ins Haus Antonie Werr, um sieben Mal im Monat hier zu übernachten. Meistens rufe ich vorher an und frage, ob Platz ist. Ich finde es sehr angenehm, dass im ganzen Haus nur Frauen leben. Ich fühle mich sicher, wenn ich hier schlafe. Auch dass Frauen Frauen beraten, genieße ich. Da kann ich auch mal über "Frauenprobleme" sprechen.
Ich finde es super, dass das Zimmer immer sauber geputzt und das Bett stets frisch bezogen ist. Das ist nicht überall selbstverständlich. Wenn ich hier übernachte, nutze ich die Zeit oft, um meine Sachen wieder in Ordnung zu bringen: Ich wasche all meine Wäsche, reinige meine Packtaschen usw. Das ist hier problemlos möglich. Ich fühle mich hier auch so wohl, weil mich alle im Haus - von der Reinmachefrau über die Büroangestellte bis zu den Sozialpädagoginnen – so freundlich behandeln. Sie schätzen mich einfach als Mensch – wie ich bin.
Manchmal muss man sich aber auch irgendwie mit anderen Frauen, die hier noch übernachten, arrangieren. Das ist nicht immer ganz einfach, aber wenn es Stress gibt, vermitteln die Mitarbeiterinnen auch mal zwischen den Frauen und machen klare Ansage.
Die Sozialpädagoginnen kennen mich in der Zwischenzeit ganz gut. Sie haben mir schon in vielen Angelegenheiten weitergeholfen. Zum Beispiel hatte ich viele Probleme mit meinen Zähnen. Ich habe es geschafft, regelmäßig wenn ich hier war, in der Zahnklinik Termine zu machen und nach und nach wird alles gerichtet. Die Mitarbeiterinnen hier haben mir geholfen, mit der Krankenkasse alles zu regeln. Das war klasse.
Nadine, 34 J. Betreutes Wohnen für haftentlassene Frauen
Als ich nicht mehr wusste wohin
machte mein Leben keinen Sinn.
Ich hatte mich verirrt,
durch Fehlentscheidungen komplett blamiert.
Tief gefallen bin ich
und meine Seele schrie fürchterlich.
Auch meine Familie ließ mich allein,
somit konnte mein Herz in dunklen Zeiten
dort nicht mehr zu Hause sein